Wenn du mit Leiterplatten arbeitest, ist Reinigen eine der einfachsten Maßnahmen, um Zuverlässigkeit und Lebensdauer zu erhöhen. Staub, Flussmittelreste, Fingerabdrücke oder sogar Feuchtigkeit können Korrosion oder Kurzschlüsse verursachen, wenn sie nicht korrekt entfernt werden.
Dieser Leitfaden erklärt die Arten von PCB-Reinigern (PCB Cleaner), wie du den richtigen auswählst und wie du deine Platine sicher reinigst – plus Antworten auf häufige Fragen wie „Kann ich Reinigungsalkohol verwenden?“ und „Ist 70 % Isopropylalkohol sicher?“.

Was ist die beste Methode, um eine PCB zu reinigen?
Der beste PCB Cleaner hängt davon ab, was du entfernen willst.
- Bei Flussmittelresten und Ölen: verwende hochreinen Isopropylalkohol (IPA) oder einen rückstandsfreien Elektronik-Reiniger in der Sprühdose.
- Bei Staub oder Fingerabdrücken: sanftes Bürsten und Druckluft reichen meist aus.
- Bei Wasserschäden oder Korrosion: IPA mit deionisiertem Wasser (DI) kombinieren und anschließend gründlich trocknen.
Befolge immer drei Grundschritte:
- Spannung trennen und die Platine entladen.
- Den passenden Reiniger auftragen oder sprühen und dabei bürsten bzw. im nassen Zustand abspülen.
- Vollständig trocknen lassen, erst dann wieder einschalten.
Trocknen nie überstürzen – verbleibende Feuchtigkeit kann später versteckte Kurzschlüsse verursachen.
Arten von PCB-Reinigern (und wann man sie nutzt)
1) Isopropylalkohol (IPA): 70 % vs. 91 % vs. 99 %
IPA ist der beliebteste PCB-Reiniger, weil er günstig, effektiv und für die meisten Elektronikbauteile sicher ist – aber die Konzentration macht einen Unterschied:
- 99 % IPA verdunstet sehr schnell, hinterlässt kaum Rückstände und ist ideal für präzise, schnelle Reinigung (z. B. nach dem Löten).
- 91 % IPA wirkt ebenfalls gut, verdunstet aber etwas langsamer.
- 70 % IPA enthält mehr Wasser – kann manche Verunreinigungen besser lösen, trocknet jedoch langsamer und kann Feuchtigkeit unter Bauteilen oder Steckern einschließen.
Für hochzuverlässige Platinen (Medizin, Luft-/Raumfahrt, Automotive) wähle hochreinen IPA oder einen rückstandsfreien Reiniger. Für Alltagspflege oder Flussmittelentfernung reicht meist 91 % IPA.

2) Flussmittelentferner & Elektronik-Reiniger-Sprays
Speziallösungsmittel, die Kolophonium- und synthetische Flussmittel schnell lösen und rückstandsfrei verdunsten.
Einsatzfälle:
- Nach Hand- oder Reflow-Löten
- Bei Rework/Repair
- Wenn hohe elektrische Zuverlässigkeit gefordert ist
Sprays beschleunigen die Arbeit, weil der Lösungsmitteldruck Rückstände herausspült. Platinenkante leicht nach unten neigen, damit die Schmutzflotte ablaufen kann statt stehen zu bleiben.
3) Wasserbasierte Reiniger (DI-Wasser + Tenside)
Gut für Serienreinigung oder Platinen mit wasserlöslichem Flussmittel. Enthalten oft milde Reinigungszusätze.
Vorteile: günstig bei hohen Stückzahlen, weniger entflammbar, umweltfreundlicher.
Nachteile: gründlich mit DI-Wasser nachspülen und vollständig trocknen – eingeschlossenes Wasser kann Pads/Vias korrodieren.
4) Kontaktreiniger
Für Schalter, Relais, Steckverbinder. Verdunsten schnell, lassen kaum Film zurück.
Nutzen bei:
- Reinigung von Kontakten/Buchsen
- Entfernen von Oxidation oder Staub an mechanischen Schnittstellen
Schmiermittelhaltige Varianten nur verwenden, wenn konstruktiv gefordert – sonst ziehen sie Staub an.
Den richtigen PCB Cleaner auswählen (Kurzanleitung)
Die Auswahl hängt ab von Verschmutzung und geforderter Zuverlässigkeit.
- Flussmittel/Lötreste: Flussmittelentferner oder IPA 99 % → sprühen + bürsten, nass abspülen.
- Staub/Fingerabdrücke: Luftausbläser + IPA-Wisch → sanft, gut für Wartung.
- Fette/Öle: IPA 70–91 % → mehr Wasser hilft beim Lösen.
- Feuchtigkeit/Korrosion: IPA + DI-Wasser spülen → lange Trocknung (≥ 24 h).
- Blanko-Leiterplatten vor Bestückung: Ultraschall + DI-Wasser → keine Bauteile montiert.
Unentschlossen? Beginne mit hochreinem IPA – kompatibel mit den meisten Materialien und Schutzlacken.
Schritt-für-Schritt-Methoden (SOP für gängige Fälle)
1) Flussmittel entfernen nach Löten/Rework
- Netzteil trennen und ESD beachten.
- Flussmittelentferner oder hochreinen IPA gezielt auftragen.
- Mit weicher ESD-Bürste Rückstände lösen.
- Solange es nass ist, erneut sprühen bzw. spülen, um gelösten Schmutz wegzuschwemmen.
- Platine schräg halten, damit das Lösungsmittel abläuft.
- Gründlich trocknen (Druckluft oder warme, nicht heiße Luft).
Lässt du das Lösungsmittel einfach verdunsten, können Verunreinigungen wieder anlagern. Spülen entfernt sie im nassen Zustand.
2) Routine-Reinigung (Staub, Fingerabdrücke, leichte Öle)
- Losen Staub mit Druckluft oder antistatischer Bürste entfernen.
- Fusselfreies Tuch mit 91 %/99 % IPA anfeuchten.
- In eine Richtung sanft wischen, nicht kreisförmig schrubben.
- Vollständig an der Luft trocknen lassen (meist wenige Minuten).
IPA nicht direkt in Steckverbinder oder zwischen gestapelte Boards sprühen – es kann sich sammeln und Feuchtigkeit einschließen.

3) Wasserschaden oder Korrosion beheben
Wenn die Platine nass wurde oder hoher Luftfeuchte ausgesetzt war:
- Sofort ausschalten und Batterie entfernen.
- Platine vorsichtig mit IPA + DI-Wasser (1:1) spülen.
- Mit weicher Bürste Korrosion lösen.
- Erneut mit sauberem IPA spülen, um Wasserreste zu verdrängen.
- Mindestens 24 Stunden in warmer, belüfteter Umgebung trocknen (oder Niedrigtemperatur-Ofen < 60 °C).
- Nach dem Trocknen visuell prüfen und testen.
Diese Methode rettet oft Elektronik nach leichter Wassereinwirkung – schnell und gründlich handeln.
4) Ultraschall- und Maschinenreinigung
Ultraschallreiniger sind effektiv für blanke Leiterplatten. Für bestückte Baugruppen können sie empfindliche Bauteile (Quarze, MEMS-Sensoren, Induktivitäten) beschädigen. Nur bei unbestückten Boards oder ausdrücklicher Herstellerfreigabe verwenden.
Sicherheit & Materialverträglichkeit
- Kunststoffe/Schutzlacke: Manche Lösemittel erweichen Acryl- oder Silikon-Conformal-Coatings. Zuerst kleinen Bereich testen.
- Gummiteile: IPA kann austrocknen – kein langes Einweichen.
- Belüftung: Besonders bei Sprays immer gut lüften.
- ESD-Schutz: Antistatische Bürsten, Matten und Armbänder verwenden.
- Brandgefahr: IPA und viele Elektronik-Reiniger sind entzündlich – fern von Flammen/Lötkolben arbeiten.
FAQ: Häufige Fragen zur PCB-Reinigung
1) Was ist der beste Reiniger für PCB?
Es gibt kein einziges „Bestes“ für alle Fälle. Für allgemeine Reinigung und Flussmittelentfernung: hochreiner IPA (91–99 %) oder rückstandsfreier Elektronik-Reiniger. Bei hoher Zuverlässigkeit: Flussmittelentferner, immer spülen und vollständig trocknen.
2) Reinigt WD-40 Leiterplatten?
Nein. WD-40 kann Fett lösen, hinterlässt aber Rückstände, die Staub anziehen und Kurzschlüsse begünstigen. Besser Kontaktreiniger oder IPA.
3) Kann ich Reinigungsalkohol („rubbing alcohol“) verwenden?
Ja, aber auf die Konzentration achten: 91–99 % IPA ist sicher und wirksam. 70 % funktioniert, trocknet jedoch langsamer und kann Feuchtigkeit zurücklassen – länger trocknen lassen.
4) Ist 70 % Isopropylalkohol für Elektronik sicher?
Für Oberflächenreinigung meist ja, aber nicht ideal für kritische oder eilige Arbeiten. Das Wasser (30 %) kann Korrosion oder versteckte Feuchte unter Bauteilen verursachen. Besser höhere Reinheit verwenden.
5) Soll ich einen Ultraschall-PCB-Reiniger verwenden?
Nur für blanke Boards ohne Bauteile. Ultraschall kann Lötstellen, empfindliche Sensoren oder Oszillatoren auf bestückten Baugruppen schädigen.
Fazit
PCB-Reinigen wirkt simpel, erhöht bei korrekter Durchführung aber Zuverlässigkeit deutlich und verhindert Ausfälle. Entscheidend sind: passenden Reiniger wählen, richtig anwenden und vollständig trocknen, bevor Spannung anliegt. Wenige Minuten sorgfältige Reinigung sparen oft Stunden Fehlersuche – und lassen deine Elektronik wie neu laufen.





