Beim Aufbau oder der Reparatur elektronischer Produkte ist das Anschließen externer Leitungen an die Leiterplatte (PCB) immer ein entscheidender Schritt. Eine der praktischsten Methoden ist die Leiterplatten-Schraubklemme, auch Klemmenblock oder Anschlussblock genannt.
Diese kleinen grünen oder blauen Bausteine ermöglichen es, Drähte einzuführen, mit einer Schraube festzuklemmen und so eine stabile elektrische und mechanische Verbindung herzustellen. Man findet sie in LED-Treibern und Netzteilen ebenso wie in Automatisierungspanels und IoT-Boards.
Dieser Leitfaden definiert zunächst Leiterplatten-Schraubklemmen, beschreibt dann die gängigen Typen, erläutert Auswahlkriterien für Größe und Pitch (Rastermaß) und vergleicht sie mit gelöteten Verbindungen.

Was ist eine Leiterplatten-Schraubklemme?
Eine Leiterplatten-Schraubklemme ist ein auf die Leiterplatte montierter Anschluss, an dem externe Leitungen mit Schrauben oder Klemmen statt durch Löten befestigt werden.
Typischerweise besitzt sie einen Metallkäfig, eine Schraube und ein oder mehrere Pins, die auf der PCB verlötet sind. Beim Anziehen der Schraube wird der Leiter gegen den Metallkontakt gepresst – es entsteht eine sichere Verbindung.
Dieses Konzept ist ideal, wenn Leitungen leicht angeschlossen oder gelöst werden sollen – z. B. bei Tests, im Feldeinsatz oder in der Wartung. Daher sind solche Klemmen in Industrieanlagen, Steuerplatinen, Beleuchtungssystemen und Laborgeräten weit verbreitet.
Schraubklemme vs. Klemmenblock vs. Steckverbinder
Diese Bezeichnungen werden oft synonym verwendet – das kann verwirren:
- Schraubklemme: betont die Befestigung per Schraube.
- Klemmenblock (Terminal Block): übergeordnete Familie mehrpoliger Anschlüsse; kann Schrauben, Push-in- oder Federklemmen nutzen.
- PCB-Steckverbinder: noch breiterer Begriff, umfasst auch Wire-to-Board-, Board-to-Board- und Edge-Verbinder.
Kurz gesagt: Ein Leiterplatten-Schraubklemmenblock ist ein Wire-to-Board-Verbinder, der Schrauben nutzt, um Drähte sicher zu fixieren. Siehst du auf einer Platine 2-, 3- oder 4-polige „Terminal Blocks“, sind das in der Regel Schraubklemmen.
Gängige Typen von Leiterplatten-Schraubklemmen
Konstruktive Unterschiede bestimmen die Funktionsweise – und damit die richtige Wahl:
- Schraub- bzw. Käfigklemme (Rising Cage)
Klassisches Design mit Schraube und Metallkäfig. Beim Anziehen hebt sich der Käfig und klemmt den Leiter ein. Robust, einfach und preiswert – gut für Leistungs- und Steuerleitungen. - Push-in- bzw. Federklemme
Statt Schraube hält ein Federclip oder Hebel den Leiter. Abisolierten Draht einfach einstecken – die Feder sorgt für konstanten Anpressdruck. Spart Zeit und verhindert Überdrehen; ideal bei Vibration oder häufigem Umverdrahten. - Steckbare (Pluggable) Klemmenblöcke
Zweiteilig: ein Steckerteil für den Draht und eine auf der PCB verlötete Basis. Lässt sich zur Wartung abziehen, ohne zu löten. - Montagearten
- THT (Through-Hole): Pins durch Bohrungen, von unten verlötet. Mechanisch sehr stabil, für höhere Ströme geeignet.
- SMD (Surface-Mount): auf der Oberfläche aufgesetzt; gut für die Automatenbestückung, mechanisch etwas weniger robust.
- Leiteraustrittsrichtung
- Vertikal (90°): Draht steht nach oben.
- Horizontal (180°): Draht verläuft parallel zur Leiterplatte.
Wähle entsprechend Platzverhältnissen im Gehäuse.
Typische Spezifikationen: Pitch, Polzahl und Leiterquerschnitt
Beim Einkauf liest man Angaben wie „Pitch 5,08 mm, 2-polig, 10 A“. Das bedeuten sie:
- Pitch (Rastermaß) – Abstand zwischen zwei benachbarten Pins.
Gängig sind 2,54 mm, 3,5 mm, 5,0/5,08 mm und 7,62 mm.
Kleinerer Pitch = höhere Packungsdichte, aber meist geringere Spannungs-/Stromwerte. Größerer Pitch bietet mehr Kriechstrecke und höhere Leistung. - Polzahl (Positions) – Anzahl der Anschlüsse pro Block (2, 3, 4, 6, 12 …).
Blöcke können stirnseitig aneinandergereiht werden. - Strom- und Spannungsfestigkeit – abhängig von Pitch, Kontaktmaterial und Leiterquerschnitt.
Beispiel: 3,5 mm kann um 8 A schaffen, 7,62 mm eher 15–20 A. - Leiterquerschnitt / AWG – Drahtgröße, die die Klemme aufnehmen kann.
Meist AWG 26–12. Für feindrähtige Leiter verbessert ein Aderendhülse (Ferrule) die Zuverlässigkeit. - Materialien –
Kontakte: Messing/Kupferlegierung, meist verzinnt oder vernickelt.
Gehäuse: flammhemmendes PA66 (UL94 V-0).
Schrauben: Stahl oder Messing, oft verzinkt/vernickelt.
Schnellübersicht: Pitch – Strom – Anwendung
| Pitch (mm) | Typischer Strom | Häufige Anwendungen |
|---|---|---|
| 2,54 | < 2 A | Prototypen, Sensorik |
| 3,5 | 5–8 A | Steuersignale, I/O-Module |
| 5,08 | 10–15 A | Netzteile, Beleuchtung, Relais |
| 7,62 | 15–20 A | Industrie-Power, Motorantriebe |

So wählst du die richtige Schraubklemme (5-Punkte-Check)
- Schaltungsart & Strombedarf festlegen
Signal, Steuerung oder Leistung? Klemme mit 20–30 % Reserve über dem Maximalstrom wählen. - Leitertyp & Bedienkomfort abgleichen
Massiv oder Litze? Für häufiges Umverdrahten bzw. werkzeuglosen Einbau Push-in/Federklemme bevorzugen. - Montage & Bauraum prüfen
THT für Stabilität, SMD für Automatisierung.
Vertikaler Austritt spart Leiterplattenfläche, horizontal passt in flache Gehäuse. - Pitch & Polzahl wählen
3,5 mm für kompakte Steuerplatinen, 5,08 mm für Versorgung.
2–3 Pole für DC-Ein/Ausgänge; 4–6 Pole für mehrkanalige Module. - Normen & Marken berücksichtigen
Bewährte Anbieter wie Phoenix Contact, WAGO, TE Connectivity und OMRON mit UL/IEC-Zulassungen – breit verfügbar bei Digi-Key oder Mouser.
Schraubklemmen vs. gelötete Verbindungen
Beides hat seine Berechtigung. Kurzvergleich:
| Merkmal | Schraub-/Push-in-Klemme | Lötverbindung |
|---|---|---|
| Montageaufwand | Einfach, keine Lötkenntnisse | Lötausrüstung nötig |
| Wiederverwendbarkeit | Mehrfach lösbar/anschließbar | Dauerhaft |
| Mechanische Festigkeit | Hoch (v. a. THT) | Abhängig von der Lötstelle |
| Vibrationsfestigkeit | Gut, Federklemmen am besten | Mittel |
| Kosten & Baugröße | Etwas größer/teurer | Kompakter, günstiger |
| Ideal für | Feldverdrahtung, Service, modulare Systeme | Serienfertigung, dauerhafte Verbindungen |
Fazit: Muss die Verdrahtung vor Ort oder wartungsfreundlich sein, nimm Schraub- oder Push-in-Klemmen. Für kompakte, dauerhafte und kostengünstige Verbindungen ist Löten besser.
Sicherheit & Zuverlässigkeit – Kurztipps
Leiterplatten-Schraubklemmen sind bei korrekter Anwendung sicher:
- Innerhalb der Nennwerte für Strom/Spannung bleiben.
- Passenden Leiterquerschnitt verwenden; nichts „hineinpressen“.
- Nur so viel isolieren, dass kein blanker Draht heraussteht.
- Schrauben fest, aber nicht überdrehen.
- Bei Litzen Aderendhülsen crimpen.
- Auf UL/cULus/IEC-Zertifizierungen achten.
Moderne Push-in- und Federklemmen halten den Anpressdruck automatisch – besonders zuverlässig bei Vibration. Daher sind sie in vielen Industrieanwendungen erste Wahl.
Beliebte Rastermaße & Anwendungen
- 2,54 mm (0,1") – sehr kompakt; Prototypen, Kleinströme.
- 3,5 / 3,81 mm – Sensor- & I/O-Anschlüsse in Automatisierung/Smart-Devices.
- 5,0 / 5,08 mm – universelles Standard-Raster für Netzteile, LED-Treiber, Controller.
- 7,5 / 7,62 mm – höhere Spannungen/Ströme, z. B. Motorsteuerungen.
Typische Einsatzfelder:
- Industrie-Steuerungen & PLC
- Gebäudeautomation & Sicherheit
- LED-Beleuchtungstreiber
- Motor- und Pumpensteuerungen
- Kommunikationstechnik
- Netzteile & Wandler
- Entwicklungskits & Ausbildung

FAQ (häufig gefragt)
Was ist eine Schraubklemme?
Ein Anschluss, der einen Draht per Schraube gegen einen Metallkontakt klemmt – schnelle, sichere Verdrahtung ohne Löten.
Sind Schraubklemmen besser als Löten?
Bei einfacher Verdrahtung, Austausch oder Wartung: ja. Für kompakt, permanent und günstig: Löten ist besser. Es kommt auf die Anwendung an.
Ist die Verwendung sicher?
Ja – innerhalb der Nennwerte und korrekt angezogen sind sie sicher und zuverlässig. Zertifizierte Produkte erfüllen UL/IEC-Standards.
Wie zuverlässig sind Schraubklemmen?
Sehr zuverlässig in Industrie- und Steueranwendungen. Käfig- und Federklemmen halten den Druck auch bei Vibration und Temperaturschwankungen.
Welches Pitch soll ich wählen?
Für kleine Signale 2,54–3,5 mm; für Leistung ≥ 5,08 mm. Unsicher? 5,08 mm ist das vielseitige Standard-Raster.
Zusammenfassung
Leiterplatten-Schraubklemmen sind eine einfache und zuverlässige Methode, Drähte mit PCBs zu verbinden – mit stabiler Elektro-/Mechanik und einfacher Wartung.
Wer Pitch, Polzahl, Strom und Leiterquerschnitt versteht, findet schnell die passende Klemme.
Mit hochwertigen Klemmenblöcken wird die Montage und Wartung vom kleinen Sensorboard bis zum industriellen Controller spürbar effizienter.





