Einleitung
Stell dir vor, du wechselst eine Glühlampe, die sich störrisch weigert zu leuchten – und stellst fest: Die Filament-Wendel ist intakt und an der Fassung liegt volle Spannung an. Was ist los? In den meisten Fällen ist der Übeltäter ein offener Stromkreis – eine Unterbrechung des leitfähigen Pfads, die den Strom am Schließen der Schleife hindert. Im geschlossenen Stromkreis dagegen fließen Elektronen frei von der Stromquelle über die Last und wieder zurück.
Diese Unterscheidung ist weit mehr als Lehrbuchwissen: Sie bildet das Fundament für elektrische Sicherheit, schnelles Troubleshooting und zuverlässiges Design. Vier handfeste Gründe, warum jede Makerin, jeder Techniker und jede Ingenieurin das beherrschen sollte:
- Schnellere Diagnose & weniger Ausfallzeit
Symptome offener Stromkreise – etwa vorhandene Spannung ohne Strom – erfordern andere Tests als Kurzschlüsse. Wer die typischen Anzeichen erkennt, findet die Ursache rasch: lose Klemme, durchgebrannte Sicherung, beschädigte Leiterbahn. - Sicherere Wartung
Wenn eine Anlage „tot“ wirkt, verhindert die Unterscheidung zwischen wirklich offenem Stromkreis und lediglich vorgeschaltet abgeschaltetem Teil eine ungewollte Wiederzuschaltung. Lock-out/Tag-out-Prozesse setzen voraus, dass der Stromkreis tatsächlich offen und isoliert ist. - Klügere Bauteilwahl
Im Design wird fortlaufend zwischen normalerweise offen (NO) und normalerweise geschlossen (NC) bei Relais, Sensoren und Not-Aus entschieden. Das Verständnis von „offen vs. geschlossen“ stellt sicher, dass Geräte failsafe arbeiten – zentral in Lebensschutz- und Automatisierungssystemen. - Energieeffizienz & Kostenkontrolle
Unbeabsichtigte offene Stromkreise kosten Diagnosezeit; unbeabsichtigte geschlossene können Energie verschwenden oder Gefahren erzeugen. Wer beides unterscheiden kann, optimiert Uptime und Energieeinsatz.
Nach diesem Leitfaden kannst du:
- offene und geschlossene Stromkreise in einfachen Worten definieren,
- ihre elektrischen Signaturen mit einfachen Messungen erkennen,
- Best Practices vom Hausanschluss bis zum Schaltschrank anwenden.
Beherrschst du diese Grundlagen, „klickt“ alles Weitere – von Ohmschem Gesetz bis zur fortgeschrittenen Fehlersuche – deutlich leichter.
Vergleich: offener vs. geschlossener Stromkreis
Bevor wir uns in Formeln und Schaltplänen verlieren, hier die Essentials in 30 Sekunden. Die Tabelle kondensiert die Unterschiede zwischen einem offenen (OFF/keine Durchgängigkeit) und geschlossenen (ON/geschlossene Schleife) Stromkreis in praxisrelevanten Kriterien.

| Kriterium | Geschlossener Stromkreis (vollständige Schleife) | Offener Stromkreis (unterbrochene Schleife) | Praxis-Takeaway |
|---|---|---|---|
| Pfad-Kontinuität | Jeder Leiter bildet eine ununterbrochene Schleife Quelle → Last → Quelle. | Eine oder mehrere Unterbrechungen trennen die Schleife. | Kontinuität ist das definierende Merkmal – Design & Diagnose starten hier. |
| Stromfluss (I) | Ungleich Null; nach Ohm: I = V / R. | ≈ 0 A; Elektronen können die Schleife nicht schließen. | Zeigt das Amperemeter 0 bei vorhandener Spannung → auf „offen“ tippen. |
| Spannungsverteilung | Der größte Teil fällt an der Last ab. | Die Quellspannung liegt oft über der Unterbrechung. | Volle Versorgung an beiden Schaltkontakten ist ein klassischer Hinweis auf „offen“. |
| Effektiver Widerstand | Endlich (lastabhängig). | Tendiert zu ∞ Ω zwischen den offenen Enden. | Durchgangsprüfung: Piepen/kleiner Ω-Wert = geschlossen; „unendlich“ = offen. |
| Abgegebene Leistung (P) | P = V × I (ungleich 0), die Last verrichtet Arbeit. | ≈ 0 W; die Last ist spannungsfrei. | Erklärt: Lampe bleibt dunkel, obwohl an der Fassung Netzspannung anliegt. |
| Typische Beispiele | Lichtschalter ein, Motor läuft, Handy lädt. | Schalter aus, Sicherung durch, Leiterbahn gerissen, Stecker gezogen. | Visualisiere reale Fälle. |
| Sicherheit | Leiter und Last sind unter Spannung – Schlaggefahr. | Last spannungsfrei, aber vorgelagerte Leiter können noch unter Spannung stehen. | Immer Nullenergie prüfen – auch wenn es „offen“ aussieht. |
| Schaltsymbol | Durchgezogene Linie – Schalter geschlossen gezeichnet. | Gezielte Lücke – Schalter offen gezeichnet. | Symbole in Plänen = schnellerkennung. |
So nutzt du die Tabelle im Feld
- Fehlersuche: Volle Quellspannung zwischen zwei Punkten, aber Gerät läuft nicht → sehr wahrscheinlich Unterbrechung. Suche nach losen Adern, Sicherungen, korrodierten Kontakten.
- Design & Sicherheit: Wähle NO oder NC gemäß gewünschtem Failsafe-Zustand. Beispiel: Not-Aus standardmäßig geschlossen (NC), damit jeder Kabelbruch die Steuerung öffnet und die Maschine stoppt.
- Lehre & Lernen: LED in Reihe mit Schalter verdrahten, Strom/Spannung in beiden Zuständen messen. Live-Daten zementieren das Verständnis.
Fundament: Kernkonzepte
1) Die vier essentiellen Elemente eines Stromkreises
| Element | Rolle im geschlossenen Stromkreis | Rolle im offenen Stromkreis |
|---|---|---|
| Quelle (Batterie, Netzteil, Generator) | Liefert kontinuierliche elektromotorische Kraft (EMK), die den Strom treibt. | Liefert weiterhin Spannung, aber kein Strom fließt, da die Schleife unterbrochen ist. |
| Leiter (Drähte, PCB-Leiterbahnen) | Bieten einen niederohmigen Pfad. | Einer oder mehrere Leiter sind mechanisch/elektrisch getrennt. |
| Last (Lampe, Motor, Widerstand, Sensor) | Wandelt elektrische Energie in Licht/Wärme/Bewegung/Daten. | Erhält keine nutzbare Leistung; wirkt „tot“, selbst bei voller Spannung an den Klemmen. |
| Steuerelement (Schalter, Relais, Sicherung, LS-Schalter) | In zu Stellung schließt es den Kreis; Strom fließt. | In auf Stellung (oder Defekt) unterbricht es den Kreis. |
2) Geschlossener Stromkreis im Detail
Alle vier Elemente sind nahtlos verbunden; Elektronen starten (je nach Konvention) an einem Pol der Quelle, passieren Leiter & Last und kehren zurück.
Kennzeichen
- Messbarer Stromfluss – konsistent mit dem Ohmschen Gesetz.
- Spannungsabfall an der Last – nicht an Drähten oder geschlossenem Schalter.
- Leistungsaufnahme: P = V × I → die Last arbeitet (leuchtet, dreht, heizt …).
Praxisbeispiel
Eingestecktes, eingeschaltetes Ladegerät: USB-Kabel, Lade-IC und Handy-Akku bilden eine geschlossene Schleife, der Strom lädt den Akku.
Warum wichtig?
- Referenz fürs Troubleshooting: „Normalzustand“ kennen erleichtert das Erkennen von „offen“.
- Designsicherheit: Geschlossene Schleifen verhindern intermittierende Fehler (Vibration/Hitze → lockere Kontakte, Risse).
3) Offener Stromkreis im Detail
Ein offener Stromkreis liegt vor, wenn ein Teil der Schleife unterbrochen ist – absichtlich (Licht aus) oder unbeabsichtigt (korrodierte Polklemme).
Typische Ursachen
| Ursache | Feldsymptom | Schnelltest |
|---|---|---|
| Manueller Schalter aus | Gerät spannungsfrei; volle Versorgung an Schalterklemmen. | Durchgang am Schalter messen; unendlich = offen. |
| Sicherung durch / LS ausgelöst | Kein Strom, Spannung oft auf einer Seite sichtbar. | Sicherungseinsatz/LS-Hebel prüfen; ersetzen/zurücksetzen. |
| Drahtbruch / PCB-Riss | Funktion nur sporadisch, v. a. bei Bewegung. | Wackeltest, Sichtprüfung mit Vergrößerung. |
| Loser Stecker / Klemme | Sporadischer Betrieb; Lichtbögen/Hitze-Spuren. | Stecker neu stecken, Schraubklemmen nachziehen, Durchgang prüfen. |
Elektrische Signaturen
- Strom ≈ 0 (ggf. µA bei hochohmigem Messgerät).
- Quellspannung liegt über der Lücke (kein Abfall an der Last).
- Widerstand „unendlich“ – Anzeige „OL“/MΩ bei Durchgangsprüfung.
Sicherheit & Zuverlässigkeit
- Trügerische Sicherheit: Gerät wirkt aus, vorgelagert kann trotzdem Spannung anliegen.
- Diagnose-Zeitfresser: Offen mit defekter Last verwechseln → unnötige Tauschaktionen.
- Prävention: Regelmäßig Stecker, Sicherungen, Kabelführung prüfen – besonders bei kritischen Systemen.
Bottom Line:
Wer das Zusammenspiel dieser vier Elemente beherrscht und die Unterschiede „geschlossen vs. offen“ kennt, diagnostiziert schneller, gestaltet sicherer und besteht jede E-Prüfung souverän.
Tiefer einsteigen: Zahlen & Formeln
1) Strom (I) – „Lebenssaft“ des Stromkreises
| Zustand | Gesetz | Erwartete Anzeige | Feldeinsicht |
|---|---|---|---|
| geschlossen | I = V / R_total | ungleich 0 (mA → kA, je nach Last) | Sicherungen/Leiterquerschnitte auf diesen Wert plus Reserve dimensionieren. |
| offen | Schleife unvollständig → I ≈ 0 A | 0 A (oder µA bei hochohmigem Messgerät) | Volle Spannung, aber kein Strom = Markenzeichen „offen“. |
Beispiel:
24-V-Quelle speist 120-Ω-Relaiswicklung.
- geschlossen: I = 24 / 120 = 0,20 A (200 mA) → Relais zieht an.
- offen: Schalter trennt eine Leitung → I ≈ 0 A → Relais fällt ab.
2) Spannungsverteilung – wo fällt die EMK ab?

- Geschlossen: Spannung fällt primär an der Last (z. B. 24 V über der Spule, nahe 0 V über Drähten/geschlossenem Schalter).
- Offen: Nahezu die gesamte Quellspannung liegt über der Unterbrechung.
Pro-Tipp: Volle Versorgung an beiden Seiten einer Lampenfassung, Lampe aber dunkel → eher offener Neutralleiter oder gebrochene Filament-Wendel als Versorgungsproblem.
3) Widerstand & Impedanz – DC & darüber hinaus
- DC geschlossen: R_total = R_Last + R_Leitungen.
- DC offen: Effektiver Widerstand → ∞ Ω zwischen offenen Enden.
- AC-Sicht: In geschlossenen AC-Kreisen Impedanzen Z von L/C addieren; Offenheit erzwingt I → 0, unabhängig von der Frequenz.
4) Leistung & Energie
| Größe | Geschlossen | Offen |
|---|---|---|
| P = V × I | ungleich 0 – Energie wird in der Last umgesetzt | ≈ 0 W |
| E = P × t | wächst mit der Zeit (Akkuentladung, Motorarbeit) | ≈ 0 J an der Last |
Schnellrechnung:
LED-Band: 1 A bei 12 V.
- geschlossen: P = 12 W; 2 h → E = 24 Wh.
- offen: Schalter aus → P ≈ 0 W; Verbrauch stoppt sofort.
5) Kirchhoff im Kontext „offen vs. geschlossen“
- KCL: geschlossen → Summe rein = Summe raus; offen → Zweigstrom 0, Gleichungen kollabieren → verrät den defekten Zweig.
- KVL: geschlossen → Summe der Spannungsabfälle = EMK; offen → Schleife unvollständig; volle Quellspannung über der Lücke ist das rote KVL-Signal.
6) Diagnose-Spickzettel
| Symptom | Wahrscheinliche Ursache | Empfohlener Test |
|---|---|---|
| Volle Quellspannung über einem Gerät, das nicht läuft | Offener Stromkreis vorgelagert oder intern | Durchgangstest an Leitungen und internen Pfaden |
| 0 V über der Last, LS nicht ausgelöst | Schalter/LS auf der Phase offen | Durchgang an Steuerelementen prüfen |
| Spannung schwankt beim Kabelbewegen | Intermittierender Draht-/Steckerbruch | Wackeltest; unter Last mit Oszi/Datenlogger messen |
Merke
- Dimensionierung: Kreisstrom im geschlossenen Zustand berechnen (Sicherung, Querschnitt, R_DS(on)).
- Safety First: „Tote“ Anlagen als spannungsführend betrachten, bis beide Leiter spannungsfrei verifiziert sind (LOTO!).
- Workflow: Spannung → Strom → Durchgang – trennt „offen“ von „Kurzschluss/Lastdefekt“ in Minuten.
Typische Anwendungen & Szenarien
1) Haus & DIY
| Situation | Kreiszustand | Symptome | Fix / Best Practice |
|---|---|---|---|
| Wandschalter steuert Deckenlicht | offen bei AUS, geschlossen bei EIN | Licht bleibt aus; volle Netzspannung über dem offenen Schalter | Schalter-Durchgang prüfen; ggf. dimmer-tauglich für LED einsetzen |
| Schmelzsicherung im Verteiler | offen; Einsatz geschmolzen | Nachgelagerte Steckdosen tot; vorgelagerte leben | Gleiches Nenn-A / Auslöseverhalten ersetzen; Überlastursache klären |
| Loser Neutralleiter in Dose | intermittierend offen | Flackern; Geräte funktionieren nur „in Position“ | Ader neu abisolieren/verbinden (WAGO/Schraube) mit korrekter Abisolierlänge |
2) Elektronikreparatur (PCB-Ebene)
- Gebrochene Leiterbahn: Gerät startet nur sporadisch oder beim Biegen.
Methode: Durchgangs-Pieper an beiden Enden. Kein Piepen → offen.
Abhilfe: Drahtbrücke (Feindraht) oder Reflow unterm Mikroskop. - Offener SMD-Widerstand/Kondensator: Strompfad im Bauteil unterbrochen.
Abhilfe: Tauschen; Lötbarkeit des Footprints prüfen.
3) Industrielle Erweiterungen
- Brech-/Mahlkreisläufe (Bergbau):
Offen: Einfachdurchgang; geringere Energie/ton, aber weniger Korngrößen-Uniformität.
Geschlossen: Klassierer führt Überkorn zurück; gleichmäßiger, aber energieintensiver. - Kühlturm-Wasserkreise (HKL):
Offener Kreis: Kontakt zur Umgebungsluft → Scaling/Biofouling, höherer Wasserverlust.
Geschlossener Kreis: Prozessmedium über Wärmetauscher isoliert; weniger Chemie, Pumpen gegen zusätzlichen Widerstand.

4) Sicherheits-Trennung vs. Dauerbetrieb
- Absichtlich öffnen:
LOTO vor Wartung; Not-Aus-Pilz → NC-Kontakte in der Steuerlogik, damit Kabelbruch die Steuerung öffnet und stoppt. - Geschlossen halten:
Lebenswichtige Systeme, Rechenzentrums-USV – redundante Einspeisungen halten die Schleife geschlossen, auch beim Netzumschalten.
Daumenregel:
Für Personenschutz: failsafe offen designen.
Für unterbrechungsarmen Betrieb: failsafe geschlossen, sofern sicher bei Spannungsausfall.
Best Practices für Fehlersuche & Design
1) Fünf Schritte gegen „offen“
- Sichtprüfung: verbrannte Leiterbahnen, lose Klemmen, geschmolzene Sicherungen, beschädigte Isolation.
- Spannung messen: über vermuteten Bruchpunkten – volle Quelle zwischen zwei Punkten = Unterbrechung dazwischen.
- Durchgangstest (spannungsfrei!): Pieper/Ω – Ton/klein = geschlossen; „OL“ = offen.
- Wackel-/Stresstest: Kabelbäume biegen, PCB leicht abklopfen – flackernde Anzeige → intermittierender Bruch.
- Bauteil isolieren: Verdächtiges Teil überbrücken/tauschen (z. B. Sicherungshalter brücken) – läuft’s, lag’s daran.
Speed-Tipp: Tabelle ausdrucken, laminieren, an die Werkbank kleben – Konstanz senkt MTTR.
2) Designtipps für einen „robust geschlossenen“ Kreis
- Kontaktlogik (NO/NC):
Personensicherheit → NC (Kabelbruch ⇒ Stop).
Energie-kritische Lasten → NO (verhindert ungewolltes Einschalten bei Fehlern). - Verbindungen sichern:
WAGO mit Hebel, verriegelnde Molex; Zugentlastungen & Tüllen an Biegeradien/Auslässen. - Umweltschutz:
Conformal-Coating bei Feuchte; IP-Verschraubungen & Silikondichtungen gegen Staub/Spritzwasser. - Redundanz bei teurem Stillstand:
Doppelte Einspeisung für USV-Telekom; Ring-/Mesh-Topologien bei Industrial Ethernet. - Überstrom & Thermik:
Sicherungen/LS auf 125 % des Dauerstroms; NTC/PTC bei Motoren/Transformatoren. - Predictive Maintenance:
Durchgangs-Überwachungsrelais melden steigende Widerstände ans PLC; Vibration/Temperatur als Vorboten offener Fehler. - Kennzeichnung, Doku, Training:
Laser-Adernummern; aktuelle Schaltpläne in der Cloud; jährliche „Open-Circuit-Drills“.
Action-Checklist
- Bauphase: 100 %-Durchgangstest vor Erstinbetriebnahme.
- Betrieb: Spannung+Strom je Schicht protokollieren; Abweichungen = Frühwarnung.
- Stillstände: Stecker, Sicherungen, Kabelführung prüfen; gestresste Teile proaktiv tauschen.
FAQs
Hauptunterschied offen vs. Kurzschluss?
Offen = sehr hoher/∞ Widerstand blockiert Strom. Kurzschluss = fast 0 Ω → unkontrollierter Stromstoß. Beide legen die Last still, aber Kurzschluss ist deutlich brand/Schlag-gefährlicher.
Warum messe ich volle Spannung im offenen Kreis, obwohl nichts funktioniert?
Die Schleife ist unterbrochen → kein Strom → kein Spannungsabfall an der Last. Dein hochohmiges Messgerät liest die gesamte Quellspannung über der Lücke.
Gilt „offen vs. geschlossen“ auch für AC?
Ja. Egal ob AC oder DC: Strom braucht einen vollständigen Pfad. Eine Unterbrechung treibt die Impedanz in die Höhe und den Strom gegen Null.
Schnelltest auf „offen“?
- Anlage spannungsfrei schalten. 2) Multimeter auf Durchgang (Ω). 3) Beide Enden des Pfads prüfen.
- Piepen/kleiner Ω → geschlossen.
- „OL“/MΩ → offen.
Sicherster Service an scheinbar „offener“ Anlage?
Jeden Leiter als spannungsführend behandeln, bis beide Leiter spannungsfrei verifiziert sind. Lock-out/Tag-out, Spannungsfreiheit prüfen, dann arbeiten.
Kann ein Gerät intern „offen“ ausfallen?
Ja. Sicherungen, Widerstände, Kondensatoren, Relaiswicklungen, Leiterbahnen – Ausfallart „offen“ lässt die Vorspannung anliegen, nimmt der Last aber den Strom.
Wann NC statt NO designen?
Für Failsafe-Funktionen (Not-Aus, Schutztüren, Brandmelde-Ringe) NC verwenden – jeder Leitungsbruch muss das System sicher abschalten.
Warum deutet Flackern oft auf intermittierend offen?
Kleine Spalte/lose Neutralleiter eröffnen bei Vibration/Erwärmung kurz – Strom stoppt & startet schnell → sichtbares Flackern, Kontaktabbrand durch Lichtbogen.
Schluss & Merksatz
Elektrische Fehlersuche fühlt sich oft wie „Gremlins jagen“ an, doch 80 % der Rätsel schrumpfen auf eine Frage: Offen oder geschlossen? Beherrschst du das, fügen sich Spannungscheck, Durchgangsprüfung und Komponententausch logisch zusammen.
Ein-Satz-Hook:
„Ist der Pfad komplett, fließt der Strom konkret; ist der Pfad gebrochen, bleibt nur Spannung am Knochen.“
Quick-Recap
| Säule | Merksatz | Warum wichtig |
|---|---|---|
| Definition | Geschlossen = vollständige Schleife, Strom fließt. Offen = Unterbrechung, I ≈ 0 A. | Legt die Diagnose-Baseline. |
| Elektrische Signatur | Geschlossen: I ≠ 0, V fällt an der Last. Offen: I ≈ 0, volle V über der Lücke. | Verhindert Fehlinterpretationen („Phantomspannungen“). |
| Fehlersuche | Sicht → Spannung → Durchgang → Wackel → Ersatz. | Senkt MTTR dank reproduzierbarem Ablauf. |
| Zuverlässigkeit | Verbindungen sichern, Failsafe NO/NC, Redundanz dort, wo Stillstand teuer ist. | Verhindert „offen“ bevor es auftritt. |
| Sicherheit | Offenheit auf beiden Leitern verifizieren, LOTO, Sicherungen auf 125 % dimensionieren. | Hält dich schlagfrei & compliant. |
Ressourcen
- Circuit Troubleshooting Techniques: A Practical Guide – Praxisnahe Multimeter-Tipps + PSpice-Workflows; ideal für PCB-Design & Debug.
- Troubleshooting Open and Shorted Series Circuits – Kompakte Video-Erklärung zu Messstrategie, Werkzeugwahl, Fallstricken.
- Troubleshooting an Open-Circuit Fault in the Control Circuit – Schritt-für-Schritt-Vorgehen zu Steuertrafos, Schützen & Schaltschrankpraxis.
- Fault Diagnosis of Analog Circuit Based on Spatial–Temporal Feature Attention Network – Deep-Learning-Ansatz (CNN-BiLSTM) erkennt offene/intermittierende Fehler auf PCBs mit > 97 % Genauigkeit.
Schnelle DIY-Tests (Praxis-Kurzfassung):
- Spannung über verdächtigen Punkten: volle Quelle = Unterbrechung dazwischen.
- Durchgang (spannungsfrei!): Piepen = zu, OL = offen.
- Intermittierend? Wackeltest unter Last beobachten.
Mit diesem Werkzeugkasten erkennst du jeden Stromkreis-Zustand auf einen Blick: offen oder geschlossen – und der Rest ist Routine.






